Dieser Artikel erklärt Ihnen die Grundlagen für die automatische Identifikation von Aerosol-Partikel. Wir erklären Ihnen wie unsere Messsysteme Informationen zur Partikel-Morphologie aus holographischen Bildern gewinnen und wie Sie damit verschiedene Aerosol-Partikel von einander unterscheiden können.
Bestimmung der Partikel-Morphologie
Aerosol-Partikel werden häufig aufgrund ihrer Grössenverteilung von verschiedenen analytischen Instrumenten charakterisiert. Bei der Echtzeit-Messung und Überwachung von Bioaerosolen, Mikroben und weiteren Feinstaub-Partikel ist die Bestimmung morphologischer Eigenschaften besonders wichtig um deren Ursprung, Art oder Klasse zu bestimmen. Einfach gesagt wollen wir wissen, was für Partikel in der Luft enthalten sind. Dieses Wissen gibt uns neue Erkenntnisse und Hinweise in vielerlei Anwendungen. Die automatische Pollenüberwachung ist eine davon. Um die Vielzahl der Pollen voneinander zu unterscheiden und gleichzeitig noch in Echtzeit zu messen, brauchen wir bei weitem mehr Informationen über die Partikel als nur deren Grösse.
Mikroskopie vs. Echtzeit-Messung
Für die Echtzeit-Messung von Aerosol-Partikel gibt es verschiedene Technologien zur Bestimmung der Partikel-Morphologie. Entscheidend dabei ist die Art und Weise wie die Partikel gemessen werden. Für die Messung und Identifikation von Bioaerosolen führt die mikroskopische Analyse vermutlich zu den besten Resultaten. Denn in den hochauflösenden Bildern lassen sich sowohl die Grösse als auch die Form und die Oberflächenstruktur sehr gut erkennen. Die mikroskopische Analyse hat aber einen grossen Nachteil. Das Verfahren lässt keine Messung von Partikel in Echtzeit, weil aufwändige Laboranalysen notwendig sind.
Welche Technologie setzen wir bei Swisens ein und weshalb?
SwisensPoleno Mars und SwisensPoleno Jupiter verwenden beide die digitale Holographie für die Bestimmung der Partikel-Morphologie. Diese Technologie ermöglicht, dass die Systeme hochauflösende Bilder von vorbei fliegenden Partikel im angesaugten Luftstrom generieren. In den nächsten Abschnitten erklären wir, welche Informationen unsere Messsysteme aus den holographischen Bildern gewinnen. Ausserdem erfahren Sie wie Sie diese Informationen zur Unterscheidung von Partikel und für eine effiziente Datenanalyse verwenden können.
Analyse der Partikel-Morphologie aus holographischen Bildern
SwisensPoleno Mars und SwisensPoleno Jupiter benutzen die digitale Holographie zur Charakterisierung von Aerosol-Partikel. Die holographischen Bilder geben eine Reihe an Informationen zur Partikel-Morphologie. Damit lassen sich die Partikel klassifizieren und identifizieren. Im nächsten Abschnitt zeigen wir, wie diese Kennwerte zur Unterscheidung eingesetzt werden können.
Digitale Holographie und Partikel-Eigenschaften
Beginnen wir mit der Bilderzeugung. Von jedem Partikel, dass durch das Messsystem fliegt, werden zwei Hologramme aufgenommen. Diese Wellenfelder werden im Anschluss zu fokussierten Intensitäts-Bilder rekonstruiert.
Um numerische Charakteristiken zu den Partikeln zu erhalten, werden jeweils auf beiden holographischen Bildern Algorithmen zur Bildverarbeitung angewandt. Zuerst werden die Bilder binarisiert. Das Binarisieren erfolgt mit Hilfe eines variablen Schwellwertes. Dabei wird aus einem Graustufen-Bild (Abbildung 1) ein binäres Bild erzeugt, dass wie in Abbildung 2 (a) oben ersichtlich ist. Als nächstes wird die grösste im Binärbild gefundene Region, mit gleichen Pixel-Werten mit den von skimage.measure.regionprops
zur Verfügung gestellten Algorithmen analysiert. Mit diesem Verfahren werden für die holographischen Bilder die Partikel-Eigenschaften ermittelt. In der nachfolgenden Tabelle (Tabelle 1) sind die wichtigsten Eigenschaften aufgelistet. Ein schönes Beispiel dazu ist Pinus in Abbildung 1 (b). Es zeigt, dass beide SwisensPoleno Systeme Partikel mit komplexerer Morphologie sehr gut abbilden. Folglich lassen sich Partikel sehr gut erkennen beziehungsweise unterscheiden.
Feature | Beschreibung | Partikeleigenschaft |
area | Number of pixels of the region. | Partikelquerschnittsfläche |
bbox_area | Number of pixels of the region. | Fläche der max. horizontalen und vertikalen Ausdehnung |
convex_area | Number of pixels of convex hull image, which is the smalles convex polygon that encloses the region. |
Fläche der konvexen Hüllkurve |
eccentricity | Eccentricity of the ellipse* that has the same second-moments (Flächenträgheitsmoment) as the region. The eccentricity is the ratio of the focal distance over the major axis length. |
Partikelexzentrizität (Abweichung der Ellipse* von einem Kreis) |
equivalent_diameter | The diameter of a circle with the same area as the region. |
Äquivalenter Kreisdurchmesser der Partikelfläche |
feret_diameter_max | Maxiumum Feret’s diameter computed as the longest distance between points around a region’s convex hull countour. |
Maximaler Partikeldurchmesser |
major_axis_length | The length of the major axis of the ellipse*. | Partikellänge (Ellipse) |
minor_axis_length | The length of the minor axis of the ellipse*. | Partikelbreite (Ellipse) |
max_intensity | Value with the greatest intensity in the region. |
Maximale Partikelhelligkeit (Pixel) |
mean_intensity | Value with the mean intensity in the region |
Mittlere Partikelhelligkeit (Pixel) |
min_intensity | Value with the least intensity in the region. |
Minimale Partikelhelligkeit (Pixel) |
orientation | Angle between the vertical and the major axis of the ellipse*. |
Partikelorientierung |
perimeter | Perimeter of the object which approximates the contour as a line through the centers of border pixels using a 4-connectivity. |
Partikelumfang |
perimeter_crofton | Perimeter of object approximated by Crofton formula in 4 directions. |
Partikelumfang |
solidity | Ratio of pixels in the region to pixels of the convex hull image. |
Beschaffenheit der Partikelkontur |
Tabelle 1: Die vom SwisensPoleno ermittelten Partikel-Eigenschaften aufgrund der Holographie-Bilder. Die Region ist jeweils die grösste zusammenhängende Fläche von Pixeln des binarisierten Holographie-Bildes, welches die 2D-Projektion des Partikels abbildet. Ellipse*: Die Ellipse mit dem gleichen Flächenträgheitsmoment wie die abgebildete Region. (scikit-image, 2022)
Unterscheidung von Partikel-Arten
Bereits mit dem äquivalenten Durchmesser und der Exzentrizität lassen sich viele Partikel voneinander unterscheiden. In Abbildung 1, lässt sich erahnen, dass diese drei Partikel-Arten aufgrund ihrer Form einfach zu unterscheiden sind.
Der Konturplot in Abbildung 3 zeigt die Gegenüberstellung des äquivalenten Durchmessers und der Exzentrizität der drei Datensätze mit Wassertropfen, Pinus nigra Pollen und F. graminearum Ascosporen. Die Konturlinien veranschaulichen die Form der zweidimensionalen Verteilung der Partikel-Eigenschaften. Wie zu erwarten ist, bilden sich eindeutige Cluster für die verschiedenen Partikelarten, wobei es zu leichten Überschneidungen kommt. Die länglichen F. graminearum Sporen weisen ähnliche Durchmesser auf wie die Wassertropfen, heben sich jedoch auf Grund ihrer Form von den runden Tropfen ab. Bei den Pinus nigra Pollen ist die Grösse das entscheidende Unterscheidungsmerkmal, während die Exzentrizität mit beiden anderen Partikel-Arten überlappt.
Daten-Analysen
Mit dem SwisensDataExplorer ermöglichen wir umfangreiche Analysen von gemessenen Aerosol-Partikeln. Die morphologischen Eigenschaften der Partikel sind ein Pfeiler dieser Analysen und erlauben es verschiedene Partikel-Klassen zu unterschieden, Verschmutzungen in Datensätzen zu finden und Partikel-Arten zu identifizieren. Im folgenden Video zeigen wir wie eine umfangreichen Analyse mit dem SwisensDataExplorer anhand der gewonnenen Partikel-Charakteristiken möglich ist:
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